Mittwoch, 31. August 2011

Kausalität


Schon einige Male habe ich in diesem Blog über Kausalität geschrieben, insbesondere über die scholastische Vier-Ursachen-Lehre. Eine dieser vier Ursachen ist die Wirkursache, die einzige der vier Ursachen, deren Existenz auch in der modernen Philosophie häufig (wenn auch nicht immer) anerkannt wird. Allerdings unterscheidet sich das moderne Verständnis der Wirkursache deutlich von dem Verständnis der Scholastik. David Hume und seine Gefolgsleute in der Gegenwartsphilosophie bestreiten grundsätzlich, dass es überhaupt eine Kausalbeziehung gibt. Doch dann ist Wissenschaft praktisch unmöglich.




Nach Hume gibt es nur die zeitliche Aufeinanderfolge von Ereignissen, die gelegentlich mit einer gewissen Regelmäßigkeit erfolgt. Doch daraus lässt sich nach Hume nicht der Schluss ziehen, dass es sich um einen gesetzmäßigen Zusammenhang handelt. Doch seine Theorie beruht auf Voraussetzungen, nämlich dem Empirismus, die in höchstem Maße zweifelhaft sind und letztlich zur Folge hätten, dass Wissenschaft nicht möglich ist.

Unter denen, die nicht grundsätzlich bestreiten, dass es Kausalität im Sinne der Wirkursache gibt – also dem Verhältnis von Ursache und Wirkung – gibt es heute eine sehr große Vielfalt verschiedener Theorien über die Kausalität.

In keiner dieser Theorien gibt es jedoch die Unterscheidung zwischen causa per accidens und causa per se, also einer akzidentellen Kausalität und einer wesentlichen Kausalität durch sich selbst. Diese Unterscheidung ist für Aristoteles und die an ihm orientierte Scholastik aber von großer Bedeutung.

Mit akzidenteller Kausalität meint man eine Kausalbeziehung, die zwischen zwei selbstständigen Dingen besteht. Der Maler der ein Gemälde macht ist nach der Fertigstellung des Gemäldes nicht erforderlich, damit das Gemälde weiterbesteht. Wenn Abraham Isaak zeugt, dann konnte Issak den Jakob zeugen, ohne dass Abraham dazu erforderlich ist.

Ganz anders verhält es sich bei der essentiellen Kausalität. Hier sind die mittleren Ursachen und die Wirkung nur insofern Ursachen, als sie simultan von der ersten Ursache verursacht werden. Man kann dies an einem Beispiel erläutern: Wenn Herr Sommer am Abend seinen Elektroherd anschaltet um einen Topf mit Suppe aus der Büchse zu erwärmen, dann erhitzt die Platte den Topf und der heiße Topf erhitzt gleichzeitig (simultan) die Suppe. Die Herdplatte wird aber nur dann heiß, wenn der Strom fließt und der Strom fließt nur dann, wenn die Stromleitung nirgendwo unterbrochen ist. Aber auch die Stromleitung leitet nur dann Strom, wenn dieser aus dem Kohlekraftwerk kommt, in dem durch die Verbrennung von Kohle Wasser erhitzt und der Dampf durch Turbinen geleitet wird, die den Strom erzeugen. Man könnte hier noch weiter zurückgehen, doch nicht unendlich. Alle diese Vorgänge geschehen gleichzeitig, während Herr Sommer die Suppe erhitzt.

Diese Art der Kausalität per se ist für Aristoteles sehr bedeutsam, denn darauf beruht sein Gottesbeweis über den „ersten unbewegten Beweger“, der von Thomas von Aquin übernommen wurde.

Darüber und über die anderen Gottesbeweise bei Thomas von Aquin kann ich bei Interesse später einmal mehr schreiben.

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