Mittwoch, 5. Oktober 2011

Der Realismus der Finalität

Vor etwa zwei Wochen ist ein Buch erschienen, das ich in meinem Urlaub in der vergangenen Woche gelesen habe und das ich Ihnen, verehrter Leser, verehrte Leserin, unbedingt empfehlen möchte. Es handelt sich um die erstmalige deutsche Übersetzung eines Buches des wohl bekanntesten Neuscholastikers der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert, Reginald Garrigou-Langrange. Das Buch trägt den deutschen Titel „Der Realismus der Finalität“ und behandelt die Bedeutung der Finalität, also der Zwecke und Ziele in zahlreichen Zusammenhängen der Philosophie und Theologie. Dem Verlag Editiones Scholasticae ist zu danken, dass er die Übersetzung dieses Buches ermöglicht hat.




In Vorwort der hervorragenden Übersetzung des Buches, die durch Joachim Volkmann geleistet wurde, heißt es:

„Wir möchten hier einige Prinzipien herausstellen, die für die traditionelle Philosophie grundlegende Bedeutung haben, insbesondere in der thomistischen Synthese. Ohne diese Prinzipien bleibt sie völlig unbegreiflich und unfasslich, in ihrem Licht jedoch werden alle Teile dieser Synthese hell und klar.

Vor allem geht es um das Prinzip der Finalität: alles Handeln ist zielgerichtet, angefangen vom Stein, der von der Schwerkraft, die das Universum zusammenhält, zum Erdmittelpunkt gezogen wird, bis hin zu Gott selbst, den Weltenherrscher, der so seine Güte zeigt. Dieses Prinzip ist nicht weniger bedeutsam als jenes der effizienten Kausalität, wenn es zutrifft, daß es keine Wirkung ohne Ursache gibt, und wenn das Ziel, wie Aristoteles sagt, die erste aller Ursachen ist.“

Und zwei Absätze weiter wird das Thema des Buches weiter spezifiziert:

Wir werden den Akzent auf zwei vorrangige Anwendungen des Prinzips der Finalität legen, indem wir zunächst die Finalität unserer Wahrnehmung und dann die Finalität unseres Willens behandeln. Den Abschluss bildet dann die Untersuchung einer logischen Folge dieses Prinzips, die nur allzu oft vergessen wird: „causae ad invicem sunt causae, sed in diverso genere: es gibt eine gegenseitige Abhängigkeit von Ziel und Handelndem, von Materie und Form“. Dieses oft vernachlässigte Prinzip ist eines der fruchtbarsten und folgenreichsten; es erlaubt, das Geheimnis der Dinge zu begreifen und die Dinge an ihrem ihnen zukommenden Ort zu sehen, wenn wir uns einen der fesselndsten Helldunkel-Kontraste überall dort verdeutlichen, wo man von einer Ordnung in eine andere übergeht, von der unbelebten Materie hin zu pflanzlichem Leben, von diesem zur sinnlichen Wahrnehmung, von den Sinnen zum intellektuellen Leben, und von diesem aus zum Leben der Gnade.“

Das Buch ist in jeder Buchhandlung erhältlich und natürlich auch online, z.B. bei Amazon.de

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