Dienstag, 18. Dezember 2012

Für Sie gelesen: Einführungstexte bei OUP



Oxford University Press, der größte Verlag für Geisteswissenschaften in Europa, publiziert seit vielen Jahren eine Reihe mit dem Titel „A Very Short Introduction“. Der Reihe umfasst inzwischen weit über 300 Titel, in denen in die verschiedensten Themen und Gebiete auf sehr kurze (ca. 100 Seite) und prägnante Weise eingeführt wird. Naturgemäß ist die Qualität dieser kleinen Bücher sehr unterschiedlich und im wesentlichen von den Autoren abhängig. Ich habe in den vergangenen Wochen drei Titel dieser Reihe gelesen und möchte Sie Ihnen hier kurz vorstellen: Metaphysics,  Aristotle und Thomas Aquinas.

Freitag, 14. Dezember 2012

Was ist ein Organismus?


Unter dem Thema „Organismus – die Erklärung der Lebendigkeit“ fand kürzlich an der Berliner Humboldt-Universität eine Tagung statt, die mit Biologen und Philosophen besetzt war, die der Frage nachgingen, was denn der Organismus ist. Nun sind Was-Fragen keine Fragen, die von empirischen Einzelwissenschaften beantwortet werden können, diese können allerdings einiges dazu beitragen, auf solche Fragen eine richtige philosophische Antwort zu geben. Allerdings konnten, wie Leander Steinkopf in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 12. Dezember berichtet, auch die Philosophen auf diese Frage keine definitive Antwort geben. Am radikalsten fiel wohl die Antwort des Prozessphilosophen Peter McLaughlin aus Heidelberg aus, der den Organismus als Prozess definierte.

Freitag, 30. November 2012

Ontologie und Logik


In der gegenwärtigen analytisch-orientierten Philosophie gibt es starke Tendenzen, Logik und Ontologie mehr oder weniger zu identifizieren. Dies hängt sicher mit der modernen Fregeschen mathematischen Logik zusammen, die vor allem in der Prädikatenlogik und Modallogik nicht ontologieneutral ist. So gibt es ontologische Theorien, die die moderne Logik nicht nur als Grundlage der Ontologie betrachtet, sondern auch darüber hinaus die Logik direkt auf die Ontologie anwendet. Logische Entitäten sind allerdings grundsätzlich keine echten Entitäten, d.h. sie existieren nicht.

Freitag, 23. November 2012

Werte und Naturrecht


In den Medien, der Politik und Öffentlichkeit hört man immer häufiger die Rede von „Werten“. Es geht um „konservative Werte“, die es zu bewahren gilt oder um „ökologische Werte“. In der Auseinandersetzung um die sogenannte Homo-Ehe hört man als Sprachfloskel, „dass auch außerhalb der klassische Ehe und Familie Werte gelebt werden“. Nicht nur dass es zumeist unklar bleibt, welche konkreten Werte gemeint sind ist das Problem, sondern welche Grundlage diese Werte haben und ob sie über bloß subjektive Vorlieben hinaus auch objektiv begründet werden können. Ausgehend von Franz Brentano und seiner Schule gab es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine aus der Phänomenologie hervorgehende Wertethik, deren wichtigste Vertreter Max Scheler und Nicolai Hartmann waren.

Freitag, 9. November 2012

These 12: Die Quantität als Grund der Ausdehnung


Die Quantität ist nicht nur das Prinzip der Individuation, sondern auch der Ausdehnung einer Entität. Jede materielle Entität hat eine bestimmte Ausdehnung und befindet sich an einem bestimmten Ort. Keine Entität kann zugleich an zwei oder mehr Orten gleichzeitig sein. Dies ist der Inhalt der 12. These der „24 bestätigten Thesen der Thomistischen Philosophie“.

Montag, 22. Oktober 2012

Trägheitsprinzips und Energieerhaltung


Eine der bedeutensten Neuscholastiker des vergangenen Jahrhunderts war der Franzose Garrigou-Lagrange. Bis auf einige theologische Bücher ist in deutscher Sprache leider bisher nur ein Buch des Autors übersetzt worden.. Durch glückliche Umstände sind wir nun in den Besitz eines Textes von Garrigou-Lagrange mit dem Titel „Anmerkung über die Gültigkeit des Trägheitsprinzips und der Energieerhaltung“ gekommen, der hier erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt. In diesem Text, der dem großen Werk „Dieu“ des Autors entnommen ist, thematisiert Garrigou-Lagrange die beiden oben im Titel genannten physikalischen Gesetze im Zusammenhang mit der Akt-Potenz-Theorie.

Freitag, 12. Oktober 2012

„Naturalisierung des Geschlechterbegriffs“


Während in den Geisteswissenschaften und insbesondere in der Philosophie ein starker Trend hin zur Naturalisierung erkennbar ist – dies gilt besonders für die Philosophie des Geistes – gibt es in der stark ideologisierten Genderforschung keinen schlimmeren Vorwurf als den der „Naturalisierung des Geschlechterbegriffs“.


Mittwoch, 10. Oktober 2012

Grundlagen der Ethik: Naturrecht


Die Ethik der scholastischen Philosophie hat ein objektives Fundament in der Wirklichkeit. Dies ist der wohl wichtigste Unterschied zu den neuzeitlichen oder modernen bzw. – falls es so etwas gibt – postmodernen Moralphilosophien. Letztlich sind alle modernen Ethiken konventionalistisch und dies gilt besonders für die Theorie der Menschenrechte. Ein Teil der Menschenrechte gehört freilich auch zum Naturrecht, allerdings kann das Naturrecht einen objektiven Grund für diese Rechte angeben, was die Theorie der Menschenrechte nicht kann. Der Hinweis auf eine angeborene Menschenwürde ist nur eine schwache Begründung, denn diese angeborene Würde ist schließlich zumindest nicht sichtbar.


Mittwoch, 26. September 2012

Neuerscheinung zur Einführung in die scholastische Philosophie


So etwas gab es sei Jahrzehnten nicht mehr. Im Verlag editiones scholasticae ist in der vergangenen Woche eine Einführung in die Philosophie auf der Grundlage der aristotelisch-thomistischen Philosophie erschienen, die sich besonders als philosophisch interessierte „Laien“ und Studierende im Grundstudium der Philosophie richtet und dies zu einem guten Preis. Unter dem Titel „Grundkurs Philosophie I. Werden, Bewegung, Veränderung“ führt der Philosoph Rafael Hüntelmann in einige grundlegende Themen der Philosophie ein, die ich zum Teil auch in diesem Blog bereits kurz thematisiert habe. Scholastiker hat sich das Buch bereits besorgt.

Montag, 24. September 2012

Erste Tagung zur Scholastik im 21. Jahrhundert in Deutschland


Ein Leser des Blogs hat mich freundlicherweise auf ein internationales Colloquium in Köln hingewiesen, das im kommenden Jahr stattfinden wird. Es handelt sich um die erste Veranstaltung dieser Art in Deutschland im 21. Jahrhundert und sie versammelte die bedeutendsten Vertreter dieser neuen philosophischen Bewegung, die zum größten Teil aus der analytischen Philosophie hervorgegangen ist. Deshalb ist es sehr sinnvoll, wenn diese Tagung sich der Auseinandersetzung zwischen analytischer und neuer scholastischer Philosophie widmet. Der Titel lautet entsprechend: New Scholastics meets Analytic Philosophy.

Mittwoch, 12. September 2012

Künstliches Leben?


Im Frühjahr dieses Jahres ging eine Meldung durch alle Medien, dem Genom-Ingenieurs J. Craig Venter sei es gelungen, künstliches Leben zu schaffen. Venter hatte ein auf der Basis von Sequenzierungsdaten - also nach Computerbauplan - vollständig im Labor montiertes und zusammengesetztes Genom einer Zelle eingepflanzt, der man das Genom entfernt hatte. Damit sei ein künstliches Bakterium geschaffen worden, das in der Lage ist, sich selbst zu reproduzieren. Die Selbstreproduzierbarkeit gilt in der Biologie als wesentliches Kriterium für Leben. Trifft es zu, was Venter behauptet und was die Medien feiern, dann wäre damit tatsächlich die Grenze zwischen Artefakt und Natur, oder wie Aristoteles sagt, zwischen techné und physis durchbrochen.

Sonntag, 9. September 2012

Materie und Individuation


Die 11. These der 24 Thesen zur thomistischen Philosophie bezieht sich auf das Problem der Individuation. Die Frage ist, wodurch ist irgendetwas individuiert, oder anders gefragt, wodurch sind z.B. zwei Herbstastern oder zwei Legehühner zwei und nicht eins? Es geht also um die numerische Verschiedenheit. Diese Frage, die sich dem gesunden Menschenverstand zunächst nicht stellt, ergibt sich aber aus den Prinzipien, aus denen etwas zusammengesetzt ist, nämlich Form und Materie. Die Formen der Dinge sind nämlich allgemein. Alle Hühner einer Art haben die gleiche Form. Folglich kann die Verschiedenheit der Hühner nicht an deren Form liegen. Jedes Huhn, wie auch alle anderen Entitäten sind aus Form und Erstmaterie (materia prima) zusammengesetzt. Doch diese Erstmaterie ist vollkommen unbestimmt und erhält jede Bestimmung erst durch die Form. Folglich kann sie nicht als solche für die Vereinzelung, die Individuierung oder die Verschiedenheit der Dinge einer Art verantwortlich sein. Doch was ist dann die Ursache der Individuation?

Dienstag, 28. August 2012

Post-Postmoderne Metaphysik


In einem Beitrag für die in Würzburg erscheinende katholische Tageszeitung „Die Tagespost“ äußert sich Christoph Böhr (der offensichtlich nicht Philosoph, sondern Journalist ist) über die „Metaphysik nach der Postmoderne“. Doch das, was unter diesem vielversprechenden Titel geschrieben wird, trieft vor Subjektivismus und neuzeitlichem Denken, dass es bestenfalls in den 20er Jahren des 20. Jahrhundert verortet werden kann, aber ganz gewiss keine Alternative zur kritisierten Postmoderne oder zum Positivismus darstellt.

Montag, 27. August 2012

Scholastiker ist zurück


Scholastiker ist aus dem Urlaub zurückgekehrt und mit dem Blog geht’s weiter. Ich war auch auf philosophischen Tagungen. Leider gibt es (noch) keine solchen Tagungen zur neuen Scholastik. Allerdings habe ich erfahren, dass für das kommende Jahr auch in Deutschland eine solche Konferenz geplant ist. Sobald ich mehr darüber weiß, werde ich in diesem Blog darüber informieren. Auf philosophischen Fachkonferenzen geht es seit Jahren praktisch nur um ein einziges Thema: die Versuche, alles was es gibt materialistisch zu reduzieren.


Mittwoch, 25. Juli 2012

Die Unteilbarkeit der Substanz


Die 10. These der 24 Thesen zur Thomistischen Philosophie bezieht sich auf das Verhältnis von Substanz und Ausdehnung. Ein häufiges Missverständnis philosophischer Laien die das Wort „Substanz“ hören besteht darin, dieses mit dem Ding selbst zu identifizieren. Doch die Substanz im philosophischen Sinne – und dies gilt nicht nur für die aristotelisch-thomistische Philosophie – ist nicht „körperlich“, nicht ausgedehnt, selbst wenn es sich um eine körperliche bzw. materielle Substanz handelt.


Freitag, 20. Juli 2012

Teleologie: Intelligent Design und Scholastik


Teleologie ist die Lehre, dass Dinge, Ereignisse, Tätigkeiten, Veränderungen und natürlich Handlungen zweckgerichtet sind. Abgesehen davon, dass solche Theorien mehr als umstritten sind (man vergleiche nur den Wikipedia-Eintrag http://de.wikipedia.org/wiki/Teleologie), gibt es einen sehr deutlichen Unterschied zwischen den Verständnis von Teleologie in der sogenannten Intelligent Design Theorie (ID), die heute besonders in den USA sehr weit verbreitet ist und den Verständnis von Teleologie in der aristotelisch-scholastischen Philosophie (A-T). In einem Satz auf den Punkt gebracht besteht der Unterschied darin, dass die ID Theorie nur externe Zwecke verteidigt, während die A-T Philosophie insbesondere immanente Zweckursachen kennt.


Donnerstag, 28. Juni 2012

Materie, Form und Sein


Die 9. These der „24 bestätigten Thesen der thomistischen Philosophie“ lautet: „ Keiner dieser beiden Teile [gemeint sind Form und Materie] hat an sich das Sein, noch wird er an sich hervorgebracht oder vernichtet, noch wird er in eine Aussageform (= Kategorie) gebracht, es sei denn in Rückführung als substantielles Prinzip.“ Der Satz ist sicher nicht unmittelbar einleuchtend, sondern im Gegenteil schwer verständlich. Hier nun der Versuch einer kurzen Erklärung.

Donnerstag, 14. Juni 2012

Der methodische Zweifel


Die Theorie des methodischen Zweifels geht vor allem auf Rene Descartes zurück. Der Zweifel besteht darin, dass man von der Gewissheit einer Wahrheit absieht, um diese durch eine wissenschaftliche Untersuchung zu prüfen. Um zu einer vollkommenen Gewissheit zu gelangen, behandelt man eine Wahrheit gewissermaßen so, als gäbe es sich nicht. Descartes kam durch den methodischen Zweifel zu seiner Auffassung, dass man an allem zweifeln kann, nur nicht an der Einsicht, dass ich zweifele, was er in dem berühmten Satz „Ich denke, also bin ich (cogito ergo sum)“ zusammenfasste. Im Ausgang von dieser, seiner Meinung nach, absolut gewissen Erkenntnis, wollte er die gesamte Philosophie entwickeln. Inwieweit ist ein solcher Zweifel berechtigt?

Mittwoch, 16. Mai 2012

24 Thesen zur Thomistischen Philosophie


Anfang des 20. Jahrhunderts hat eine päpstliche Studienkommission unter Papst Pius X. die wesentlichen Gehalte der thomistischen Philosophie in 24 Thesen zusammengefasst. Diese Thesen sind ein hervorragender Leitfaden zur Einführung und zum Verständnis dieser Philosophie. Freilich ist die Formulierung dieser Thesen oftmals etwas umständlich, begrifflich und nicht leicht verständlich. Sie lassen sich allerdings gut gebrauchen, um entlang einer Erläuterung dieser Thesen die thomistische Philosophie in ihrem Kerngehalt zu erläutern. Dies soll in diesem Blog in den kommenden Wochen und Monaten weiterhin geschehen. Wir haben im folgenden Text die zentralen Begriffe mit Beiträgen aus diesem Blog zu den jeweiligen Themen verlinkt. In den U.S.A. sind diese Thesen bei den neueren analytisch orientierten Thomisten sehr verbreitet.  Hier zunächst die 24 Thesen:

Freitag, 13. April 2012

Thomistische Erkenntnistheorie: Die Identitätsthese


In besonders klarer und erhellender Weise erklärt Dominik Perler in seinem Buch: Zweifel und Gewissheit. Skeptische Debatten im Mittelalter", die Theorie Thomas von Aquins über die Identität der Form des Gegenstandes mit der Form, die der Intellekt in der Erkenntnis aufnimmt. Ermacht diese These verständlich und für moderne Leser nachvollziehbar durch eine Analogie mit der Installation eines Computerprogramms auf der Festplatte.

Samstag, 17. März 2012

"Nachgeburtliche Abtreibung"


Verschiedene Presseorgane berichteten in den vergangenen Tagen über einen Beitrag im "Journal for Medical Ethics" von zwei australischen Philosophen, die in der genannten Zeitschrift unter dem Titel "After-birth abortion: why should the baby live?" sich für eine Tötung von Neugeborenen auch in den ersten Tagen oder Wochen nach der Geburt aussprachen. Für die Medien ist dieser Beitrag sicher etwas Neues, doch in philosophischen Fachzeitschriften und Büchern wird schon seit Jahrzehnten ähnliches diskutiert. Bekanntester Vertreter in dieser Richtung in der australische Philosoph Peter Singer der auch in Deutschland Anhänger hat, wenn diese auch weniger radikal als Singer sind, allerdings in den Prinzipien übereinstimmen. Genannt seien hier nur der Düsseldorfer Ethiker Dieter Birnbacher oder Norbert Hoerster aus Mainz.

Donnerstag, 1. März 2012

Thomistische Erkenntnistheorie


Die derzeit beste Gesamtdarstellung der Erkenntnistheorie Thomas von Aquins findet sich in dem auch sonst empfehlenswerten Buch des Schweizer Philosophen Dominik Perler, der als Professor für theoretische Philosophie an der BerlinerHumboldt-Universität tätig ist. Perler ist kein Scholastiker, sondern Spezialist für die frühe neuzeitliche Philosophie. Im Jahre 2006 erhielt er den Leibniz Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. In seiner Habilitationsschrift "Theorien der Intentionalität im Mittelalter" beschäftigt er sich im 1. Teil auf etwa 70 Seiten mit der Intentionalitätstheorie, bzw. mit der Thomistischen Erkenntnistheorie.

Sonntag, 26. Februar 2012

Sein und Sollen


In der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung schreibt der Redakteur  Lorenz Jäger in der Kolumne "Exerzitien" einen hervorragenden Beitrag über das Thema Sein und Sollen. Jäger schrieb früher fast ausschließlich diese Kolumne, doch seit einiger Zeit nur noch einmal im Monat, was der Qualität der "Exerzitien" leider sehr geschadet hat. Die anderen Autoren sind zumeist oberflächlich und langweilig. Jäger beginnt seinen Beitrag direkt mit dem Hinweis auf David Hume (1711 - 1776) der zu den schärfsten Kritikern der Zusammengehörigkeit von Sein und Sollen gehört und dessen Position in der Gegenwartphilosophie gewissermaßen zum unhinterfragten Dogma geworden ist. Lorenz Jäger führt das entsprechende Zitat von Hume an:

Samstag, 25. Februar 2012

Relationen


Relationen oder Beziehungen sind Verhältnisse zwischen zwei oder mehreren Entitäten. Zu einer Relation gehören die aufeinander bezogenen Dinge, der Grund der Beziehung und die Beziehung selbst. Subjekt der Beziehung ist dasjenige, von dem die Beziehung ausgesagt wird und dasjenige, worauf das Subjekt sich bezieht heißt Terminus (auch Ziel genannt). Eine Kritik der modernen Philosophie an der Scholastik ist, dass sie die Natur der Relationen nicht erfasst hat; eine Kritik übrigens, die auf den Nominalismus tatsächlich zutrifft, nicht jedoch auf die realistische Philosophie der Scholastik. Allerdings unterscheidet sich diese Theorie der Relationen deutlich von der moderner Philosophen wie z.B. Bertrand Russell, der Relationen als zwei oder mhrstellige Universalien analysiert hat.

Freitag, 24. Februar 2012

Das Sein ist das Ersterkannte


Nach scholastischer Auffassung ist das zu allererst Erkannte des Verstandes nicht irgendein bestimmte Gegenstand, sondern: das Sein. Praktisch alle anderen philosophischen Systeme, insbesondere der Empirismus, bestreiten dies ganz entschieden, denn der Empirist ist überzeugt, dass wir irgendwelche individuellen Sinnesdaten zuerst erfassen. Dass diese empiristische Auffassung aber mit erheblichen Problemen belastet ist, zeigt sich nicht nur in Lockes Abstraktionstheorie. Die scholastische Theorie, dass das Sein das Ersterkannte ist, hat unter anderem den großen Vorteil, dass deren Abstraktionstheorie den Aporien des Empirismus aus dem Weg geht.

Freitag, 10. Februar 2012

Definitionen


Alles was existiert hat eine Wesenheit oder Natur. Die Wesenheit oder Natur einer Sache wird in der Definition ausgedrückt. Entsprechend gilt: Alles ist definierbar. Allerdings darf dieser Satz nicht erkenntnistheoretisch verstanden werden, denn faktisch, epistemisch, ist vieles nicht oder nur unvollständig definierbar. Der Satz ist ontologisch zu verstehen in dem Sinne, dass alles, was eine Wesenheit oder Natur hat auch eine Definition hat, selbst wenn es schwierig ist, diese Definition auszudrücken. Die Frage, der ich mich in diesem Beitrag widmen möchte lautet: Was ist eine Definition?

Freitag, 3. Februar 2012

„De Anima“: Deutsche Übersetzung erschienen


Seit Jahrzehnten ist eines der wichtigsten Schriften Thomas von Aquins nicht mehr in deutscher Übersetzung zu bekommen. Zwar bereitet der Verlag Felix Meiner derzeit eine Übersetzung vor, doch wann diese erscheint ist bisher nicht bekannt. Umso erfreulicher ist es, dass der von mir schon öfter erwähnte Verlag Editiones Scholasticae nun eine ältere deutsche Übersetzung der Schrift „Über die Seele“ von Thomas neu aufgelegt hat.

Sonntag, 15. Januar 2012

Zeitlichkeit Gottes?


In der gegenwärtigen analytisch orientierten Religionsphilosophie gilt es als weitgehend sicher, dass man Gott als zeitlich denken muss. Dafür werden verschiedene Argumente angeführt, die sich zum Teil gegen die überlieferte Auffassung der Scholastik, insbesondere gegen Thomas von Aquin richten. Das wichtigste Argument für die Zeitlichkeit Gottes scheint zu sein, dass Gott in einer Beziehung zur Welt stehen muss und da die Welt selbst zeitlich ist, muss auch Gott in irgendeiner Beziehung zur Zeit stehen. Demgegenüber wird die Auffassung des Aquinaten als "phantastisch" bezeichnet, der bestreitet, dass Gott in einer Beziehung zur Welt steht. Mir scheint, dass die Argumente der analytischen Religionsphilosophie vor allem auf einem Missverständnis der Theorie von Thomas von Aquin beruhen.