Freitag, 9. November 2012

These 12: Die Quantität als Grund der Ausdehnung


Die Quantität ist nicht nur das Prinzip der Individuation, sondern auch der Ausdehnung einer Entität. Jede materielle Entität hat eine bestimmte Ausdehnung und befindet sich an einem bestimmten Ort. Keine Entität kann zugleich an zwei oder mehr Orten gleichzeitig sein. Dies ist der Inhalt der 12. These der „24 bestätigten Thesen der Thomistischen Philosophie“.







Die These lautet: „12. Durch dieselbe Quantität wird bewirkt, dass der Körper umschreibbar an einem Ort ist und auf diese Weise von jedweder Möglichkeit nur an einem Ort sein kann.“

Das Wort zu Beginn bezieht sich auf die 11. These, in der von der Quantität als Prinzip der Individuation die Rede war. Eben diese Quantität als eine der aristotelischen Kategorien ist auch das Prinzip der Ausdehnung. Der ausgedehnte Körper ist nicht die Substanz selbst, sondern die Quantität ist eine Eigenschaft der Substanz. Die Substanz als solche ist nicht ausgedehnt. Hier findet man häufiger Missverständnisse die darauf beruhen, dass man Substanz und Ausdehnung bzw. Quantität zusammenwirft.

Die Substanz irgendeiner Entität ist nicht Gegenstand der sinnlichen Erkenntnis, während die Quantität (ob Menge, Größe oder Ausdehnung) sinnlich erfasst werden kann.

Ein anderes Missverständnis besteht darin, dass man Quantität und Materie (im Sinne des zweiten Prinzips der zusammengesetzten materiellen Entitäten, neben der Form) irgendwie durcheinander bringt. Die Materie ist gemeinsam mit der Form eine der beiden Prinzipien oder Ursachen der zusammengesetzten materiellen Substanz. Diese materielle Substanz hat die Eigenschaft der Quantität, aus der die Ausdehnung folgt. Dies ist nicht immer ganz einfach zu verstehen. Deshalb will ich versuchen, den Zusammenhang darzustellen:

1. Jede geschaffene Substanz ist eine Zusammensetzung aus Akt und Potenz.
2. Materielle Substanzen sind zusammengesetzt aus Form und Materie, wobei die Materie das Bestimmte (potenziell) ist, während die Form das Bestimmende (aktual) ist.
3. Die Materie in diesem Sinne als eines der beiden Wesensbestimmungen der Substanz ist als solche ebenso wenig ausgedehnt wie die Form oder die Substanz als solche. Denn die Materie als Prinzip der Substanz ist ja die materia prima, die als solche überhaupt keinerlei Bestimmungen hat; sie ist das Bestimmbare, das, was durch die Form bestimmt wird.
4. Jede materielle Substanz hat Akzidenzien, Bestimmungen, die ihr zusätzlich zukommen. Eine diese Akzidenzien ist die Quantität (weitere sind Qualität, Relation, etc.)
5. Die Quantität als eine Bestimmung der Materie ist der Grund der Individuation einer Entität.
6. Darüber hinaus ist die Quantität der Grund für die Ausdehnung einer materiellen Substanz und so auch der Grund, dass jeder Körper an einem Ort ist. Dies gilt natürlich auch für Gase, wie Sauerstoff, Stickstoff oder die Luft, die daraus zusammengesetzt ist. Diese Gase sind unter Umständen auf unserem Planeten überall vorhanden, doch auch sie haben einen Ort insofern als die Grenze des Gases das All ist. Außerhalb der Atmosphäre der Erde findet sich eben kein Sauerstoff (vielleicht auf anderen, von unserem Planeten abgegrenzten Planeten).

Fragen zu diesem Thema sind natürlich willkommen, entweder Sie schreiben unten in der Combox oder Sie schreiben mir direkt an scholastiker@gmx.de

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