Samstag, 10. Dezember 2016

Einwände gegen die Theorie der Doppelwirkung



In der klassischen aristotelisch-scholastischen Ethik und in der Naturrechtsethik kommt die Theorie der doppelten Wirkung überall dort zur Anwendung, wo eine Handlung zwei Wirkungen hat. Dabei ist die eine Wirkung beabsichtigt, die andere hingegen nicht, doch die gute und beabsichtigte Wirkung ist nicht möglich, ohne die sie begleitende negative und nicht beabsichtigte Wirkung. Gegen diese Theorie werden schon seit langem einige Argumente vorgetragen, die diese Theorie untergraben sollen. Die bekanntesten Argumente gegen die Theorie der Doppelwirkung haben ein konsequentialistisches Moralverständnis zur Voraussetzung, eine Theorie also, nach der allein die maximal positive Wirkung moralisch relevant ist.


Samstag, 29. Oktober 2016

Der Abschuss des Flugzeugs – ein Fehler in der Argumentation



In zwei früheren Beiträgen (hier und hier) habe ich zu dem Film „Terror – Ihr Urteil“ Stellung genommen. Diese Stellungnahmen haben zu zahlreichen Diskussionen geführt, nicht nur in der Combox zu meinen Beiträgen, sondern auch über zahlreiche E-Mails, die mir zugesandt wurden. Dies hat dazu beigetragen, dass ich mein Urteil revidieren muss. Es gab in meiner Argumentation einen Fehler im Zusammenhang mit der Theorie der doppelten Wirkung.

Montag, 24. Oktober 2016

Die 50 einflussreichsten Philosophen



Kürzlich wurde wieder die Liste der 50 einflussreichstenlebenden Philosophen veröffentlicht. Die größte Überraschung: David Oderberg, der wohl bedeutendste thomistische Philosoph der Gegenwart, ist auf dieser Liste. Das ist in der Tat ein sehr gutes Zeichen für den Aufstieg der neuen philosophischen Bewegung des „analytischen Thomismus“, zu dem Oderberg zumeist gerechnet wird. Das letzte Buch Oderbergs stammt aus dem Jahre 2007, ist also bereits fast 10 Jahre alt. Oderberg, Professor für Ethik an der Universität Reading (in der Nähe von Oxford), veröffentlicht zahlreiche Fachartikel in international renommierten philosophischen Fachzeitschriften und ist zugleich selbst Herausgeber einer der größten Zeitschriften für analytische Philosophie, der Zeitschrift RATIO.


Samstag, 22. Oktober 2016

„Terror“ – Die Theorie der doppelten Wirkung



In meinem vorherigen Beitrag über den Film „Terror – Ihr Urteil“ war ich nicht auf eine naturrechtliche Argumentation eingegangen, die eine mögliche Rechtfertigung für den Abschuss des Flugzeugs durch den Bundeswehrpiloten geben könnte. Jetzt hat Pater Engelbert Recktenwald, ein Priester der Priesterbruderschaft St. Petrus (FSSP) in der katholischen Tageszeitung DIE TAGESPOST genau diese Rechtfertigung geliefert. Er argumentiert dafür, dass der Abschuss des Passagierflugzeugs mit 167 Passagieren und einem Terroristen an Bord gerechtfertigt ist, weil nicht die Tötung der unschuldigen Menschen beabsichtigt ist, sondern die Rettung der 70.000 Menschen im Stadion und die Tötung der 167 Passagiere nur eine unbeabsichtigte Folge. Ich möchte diese Argumentation des Paters prüfen.


Dienstag, 18. Oktober 2016

„Terror – Ihr (konsequentialistisches) Urteil“



Gestern Abend wurde das Theaterstück „Terror – Ihr Urteil“ als Fernsehinszenierung gezeigt. Anschließend konnten die Zuschauer darüber abstimmen, ob der Angeklagte, ein Offizier und Pilot der Bundeswehr, der ein von Terroristen entführtes Passagierflugzeug mit 164 Insassen abgeschossen hat, um zu verhindern, dass der Terrorist das Flugzeug in ein vollbesetztes Stadion mit 70.000 Personen lenkt, schuldig ist. Das „Urteil“ der Zuschauer war eindeutig: Der Pilot ist nicht schuldig, weil er zwar 164 Menschen getötet hat, aber nur, um 70.000 Menschenleben zu retten. Fast 87 Prozent stimmten so ab. Sie haben sich von der konsequentialistischen Argumentation überzeugen lassen. Dies zeigt mir, wie weit die Menschen sich vom Naturrecht entfernt haben und wie weit inzwischen das Verständnis für eine natürliche Moral verloren gegangen ist. Allerdings waren sowohl die Plädoyers der Verteidiger, als auch die anschließende Diskussion im Fernsehen nur von zwei alternativen Ethiken bestimmt: der kantischen und der konsequentialistischen Ethik. Das Naturrecht kam nicht vor.

Montag, 10. Oktober 2016

Ein Skandal in der Philosophie



Während und nach dem Kongress der Society of Christian Philosophers (SCP), eine der großen philosophischen Gesellschaften in den USA, die aber auch zahlreiche Mitglieder aus anderen Ländern hat (auch ich war bis vor zwei Jahren Mitglied der SCP), gab es einen Skandal, der durch einen Hauptvortrag von Richard Swinburne ausgelöst wurde. Swinburne ist emeritierter Professor für philosophische Theologie und Religionsphilosophie in Oxford und der bedeutendste Religionsphilosoph der Gegenwart. Er hatte es gewagt, Homosexualität als Behinderung zu bezeichnen und hatte dazu Argumente geliefert, die er auch in einem seiner letzten Bücher vorgestellt hat. Auch wenn man mit ihm nicht übereinstimmt, so geht es in der Philosophie in erster Linie um Argumentation. Stattdessen wurde er brutal beschimpft und der Präsident der SCP, Michael Rea, der Swinburne eingeladen hatte, distanzierte sich auf Facebook von Swinburne (ohne Argumente).

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Wasser, Angela Merkel, Ontologie und Erkenntnistheorie und der liebe Gott



Stellen wir uns vor, wir treffen einen klugen Menschen der aber nie eine Schule besucht hat und daher nicht weiß, dass Wasser H2O ist. Er kann Ihnen alles über Wasser sagen, z.B., dass es bei normaler Zimmertemperatur flüssig ist, dass es sich um eine klare Flüssigkeit handelt, dass Wasser bei niedrigeren Temperaturen friert und wenn man es kocht gasförmig wird, und dass es von allen Lebewesen zum Leben notwendig ist. Sie sagen diesem klugen Menschen jetzt, dass Wasser die molekulare Struktur H2O hat. Doch er will davon nichts wissen. Er bestreitet, dass es so etwas wie eine „molekulare Struktur“ gibt und behauptet fest, dass Wasser nichts anderes ist als eine durchsichtige, klare Flüssigkeit, die gefrieren kann und auch gasförmig werden kann. Die Frage lautet nun: Meint der kluge Mann etwas Anderes als Wasser, wenn er nichts von der molekularen Struktur des Wassers weiß?

Montag, 19. September 2016

Thomas von Aquin: Kommentar zu Aristoteles‘ Metaphysik



Inzwischen liegt die Hälfe der geplanten ersten deutschen Übersetzung des Kommentars Thomas von Aquins zu Metaphysik des Aristoteles vor. Vor wenige Tagen sind drei weitere Bände der Übersetzung erschienen. Die Ausgabe in kleinen, handlichen Bänden richtet sich sowohl von der Aufmachung als auch vom Preis in erster Linie an Studierende und philosophisch gebildete Laien. Der Kommentar stellt gewissermaßen Thomas von Aquins eigene Metaphysik dar und ist daher eines der wichtigsten philosophischen Werke dieses großartigen Philosophen und Theologen. Die Bände erscheinen in der Reihe LECTIONES THOMISTICAE, die von dem Köln-Bonner Theologen Klaus Obenauer herausgegeben wird.

Freitag, 16. September 2016

Wunder gibt es immer wieder



Die Titel der Überschrift stammt aus dem Schlager der 1970er Jahre (soweit ich mich erinnere) von Katja Eppstein, doch was dort als „Wunder“ besungen wurde, sind keine Wunder im strengen Sinne. In der gegenwärtigen Philosophie wird wieder häufiger über Wunder diskutiert, nachdem für sehr lange Zeit zu diesem Thema nichts mehr zu lesen war; allenfalls machte man sich darüber lustig. Allerdings wird auch heute in den meisten Fällen bestritten, dass es Wunder gibt oder überhaupt geben kann. Dabei beziehen sich erstaunlicherweise sowohl die Verteidiger als auch die Gegner auf den Begriff des Wunders, wie er von David Hume überliefert wurde.


Mittwoch, 7. September 2016

Erste Thomistische Winterakademie



Nachdem die Erste Thomistische Sommerakademie offenbar nicht zustande kam, lädt das Institut für Thomistische Philosophie iTP jetzt zur Ersten Thomistischen Winterakademie ein. Warum die Sommerakademie nicht zustande kam, ist nicht genau bekannt. Es gab wohl zu wenig Anmeldungen. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Das Angebot von Sommerakademien für engagierte Studenten ist in Europa sehr groß, wenn auch nicht für Interessenten an Thomas von Aquin. Im Winter sieht das anders aus. Das Programm der Winterakademie des iTP ist weitgehend mit dem der Sommerakademie identisch.

Dienstag, 23. August 2016

Allwissenheit und menschliche Freiheit



Ich habe morgen einen Termin um 15:00 Uhr bei meinem Zahnarzt und werde dann dort sein. Aber da dies ohnehin feststeht, brauche ich nicht dorthin zu gehen.“ Wenn Ihnen jemand diesen Satz sagen würde, müssten Sie denken, dass bei ihm irgendetwas nicht stimmt. Der Satz ist absurd. Doch genauso absurd ist nach Thomas von Aquin die Behauptung, man müsse Gott nicht um irgendetwas bitten, weil in der göttlichen Vorsehung ja ohnehin alles feststeht und ob ich nun für dies oder jenes bitte oder nicht macht keinen Unterschied, weil es ja eben schon feststeht, ob ich das Erbetene bekomme oder nicht. Die göttliche Allwissenheit und die darin beinhaltete Vorsehung schließt nicht aus, dass ich frei handeln kann und das meine Handlungen und Tätigkeiten etwas verursachen und bewirken.

Montag, 22. August 2016

Was tut Gott den ganzen Tag?



Die neuscholastische Philosophie hat einen logischen Unterschied zwischen den Eigenschaften und Tätigkeiten Gottes eingeführt. Dieser Unterschied ist freilich nur ein gedachter Unterschied, denn faktisch kann es in Gott nicht etwas geben, was von ihm verschieden ist, denn dann hätte Gott Teile. Dass Gott keine Teile hat, dass er also in vollkommener Weise einfach ist, wurde im vorherigen Blogbeitrag herausgestellt. Aber so wie wir bei einem Menschen seine Eigenschaften, z.B. seine Hautfarbe, seine Größe usw. von dem unterscheiden kann, was er tut, z.B. erkennen, laufen, sitzen usw., so kann man dies auch bei Gott unterscheiden, wobei immer im Blick behalten werden muss, dass diese Unterscheidung von uns gemacht wird und nicht in Gott selbst zu finden ist. Gott ist mit seinen Eigenschaften und Tätigkeiten identisch. Was also tut Gott?

Dienstag, 2. August 2016

Gottes Eigenschaften



Setzen wir unsere Blogbeiträge zur natürlichen Theologie fort. Die Argumente für die Existenz Gottes führen unmittelbar zu bestimmten Eigenschaften Gottes. Thomas von Aquin geht bei der Frage nach den Eigenschaften Gottes so vor, dass er drei Wege zur Erkenntnis Gottes vorstellt, nämlich der Weg der Kausalität (via causalitatis), den Weg der Negation (via negativa) und drittens den Weg der Steigerung (via eminentia). Dabei bezieht er sich auf einen antiken Vorläufer, Dionysius Areopagita, der heute zumeist als Pseudo- Dionysius Areopagita bezeichnet wird, weil es nicht der Philosoph ist, den Paulus in Athen getroffen hat, obwohl Thomas dies wohl noch glaubte.




Dienstag, 12. Juli 2016

Beten Christen und Moslems den gleichen Gott an?



Diese Frage taucht seit Jahrzehnten immer von neuem auf und hat für viel Streit zwischen Christen, nicht nur zwischen Christen unterschiedlicher Konfessionen, gesorgt, sondern auch zum Streit zwischen Katholiken, die eher liberal und modern gesinnt sind und Katholiken, die sich der Tradition verbunden fühlen. In Dokumenten des II. Vatikanischen Konzils wird behauptet, dass Christen und Moslems denselben Gott anbeten. Ich möchte zur Schlichtung dieses Streites beitragen, indem ich eine von ideologischen Vorurteilen freie philosophische Analyse vorstellen möchten. Es geht mir, um dies hier gleich zu Beginn deutlich zu sagen, nicht darum, interreligiöse Treffen und Gebetsveranstaltungen zu rechtfertigen. Der Ökumenismus oder der interreligiöse Dialog ist völlig unabhängig von der Frage, ob Christen und Moslems denselben Gott anbeten oder nicht. Man kann entschieden gegen derartige synkretistische Veranstaltungen sein, ohne zu behaupten, dass es sich bei beiden Religionen um zwei verschiedene „Götter“ handelt. Man kann aber ebenso für interreligiöse Gebetstreffen sein, selbst wenn klar ist, dass die beteiligten Religionsvertreter nicht denselben Gott anbeten, wie dies bei Hindus und Buddhisten zweifellos der Fall ist.

Dienstag, 28. Juni 2016

Was beweisen die Gottesbeweise überhaupt?



Ein Einwand gegen die thomistischen Gottesbeweise, der sehr weit verbreitet ist und auch von Philosophen vorgetragen wird, die grundsätzlich den „fünf Wegen“ zugeneigt sind, lautet, dass die fünf Wege eine „erste Ursache“ oder einen „unbewegten Beweger“, eine „notwendige Entität“ etc. beweisen können, nicht aber, dass diese erste Ursache etc. mit Gott identisch ist. Wenn man die Argumente Thomas von Aquins für die Existenz Gottes ganz eng versteht, kann man diesen Einwand akzeptieren. Aber durch die Hinzunahme einer einzigen Prämisse ergibt sich in allen Fällen, dass diese erste Ursache oder dieser unbewegte Beweger Gott ist. Deshalb beendet Thomas jeden der fünf Wege auch mit dem Satz „und dies nennen alle Gott“. 

Mittwoch, 8. Juni 2016

Ist ein Kieselstein eine Substanz?



Unter Aristotelikern gibt es eine Diskussion über die Frage, ob unbelebte Entitäten wie Kieselsteine, Felsbrocken oder Sandkörner Substanzen sind oder ob nur die Moleküle, aus denen diese Dinge bestehen, als Substanzen betrachtet werden können. Für Aristoteles, Thomas von Aquin und ältere Scholastiker konnte diese Frage zumindest nicht in dieser Form entstehen, da sie von der atomaren Struktur der Dinge noch nichts wussten. Natürlich setzte sich bereits Aristoteles mit den antiken Atomisten auseinander, allerdings war deren Atombegriff ein philosophischer Begriff und nicht ein physikalischer Begriff. Zudem behaupteten die antiken Atomisten, dass alles was existiert, ausschließlich aus Atomen zusammengesetzt ist und dass diese Atome sich durch Zufall zu bestimmten komplexen Entitäten ordnen, wie Steinen, Pflanzen, Tieren und Menschen. Diese Auffassung steht auch bei vielen materialistischen Philosophien der Gegenwart im Hintergrund, wenn freilich auch erheblich komplexer ausgearbeitet durch die Verbindung des Atomismus mit der Naturwissenschaft. Die Frage der Aristoteliker nach der Substanzialität der unbelebten Materie hat einen anderen Hintergrund.

Samstag, 28. Mai 2016

Richard Swinburnes Gottesbeweise


Richard Swinburne, Professor für Religionsphilosophie an der Oxford University, gehört derzeit zu den bekanntesten und meist diskutierten Religionsphilosophen. Er feierte im vergangenen Jahr seinen 80. Geburtstag und dazu gab es eine internationale Konferenz in den USA. Swinburne hat eine neue Art von Gottesbeweisen in die Philosophie eingeführt, nachdem er zu der Auffassung gekommen ist, dass alle bisherigen Beweise für die Existenz Gottes, also auch die „fünf Wege“ Thomas von Aquins oder die Beweise Leibniz‘, gescheitert sind. Dennoch hat Swinburne nicht völlig neue Gottesbeweise vorgestellt, sondern es ist seine Methode, die sich von früheren Gottesbeweisen unterscheidet. Diese Methode ist induktiv und beruht auf der Wahrscheinlichkeitstheorie (Bayesianische Theorie der Bestätigung wissenschaftlicher Hypothesen).

Mittwoch, 11. Mai 2016

Erste Thomistische Sommerakademie: Das Programm



Das Institut für Thomistische Philosophie (iTP) hat inzwischen das Programm der diesjährigen Sommerakademie bekanntgegeben. Thema ist die Auseinandersetzung zwischen Dualismus und dem thomistischen Hylemorphismus in der Philosophie des Geistes. Professor Uwe Meixner wird einen Dualismus verteidigen, wie er in der modernen analytischen Philosophie der Gegenwart vertreten wird, wobei Meixner diese Position weiterentwickelt hat. Privatdozent Dr. Klaus Obenauer, ein ausgewiesener Spezialist der Philosophie Thomas von Aquins verteidigt den Hylemorphismus. Das Programm ist spannend und anspruchsvoll, lässt aber auch ausreichend Zeit zur Entspannung und Urlaub.

Montag, 9. Mai 2016

Kosmologische Gottesbeweise: Leibniz und William Lane Craig



Die ersten drei Gottesbeweise bei Thomas von Aquin werden oft unter dem Titel „kosmologische Gottesbeweise“ zusammengefasst. Bei dieser Art von Argumenten für die Existenz Gottes werden reale Verhältnisse in der Welt zum Ausgangspunkt für ein Argument für die Existenz Gottes genommen. Bei Thomas ist dies die Tatsache, dass es Veränderungen in der Welt gibt  oder dass es kausale Beziehungenzwischen den Dingen gibt, bzw. dass die Dinge der Welt nicht notwendigerweise existieren. Bereits vor Thomas gab es natürlich auch schon kosmologische Gottesbeweise und ebenso nach Thomas. Am Bekanntesten ist der kosmologische Gottesbeweis von Leibniz. In jüngerer Zeit hat der Philosoph William Lane Craig einen Gottesbeweis neu in die Debatte eingeführt, der ursprünglich auf die islamische Philosophie zurückgeht.

Mittwoch, 20. April 2016

Der intelligente Designer



Insbesondere in den USA sind Argumente für die Existenz Gottes verbreitet, die unter dem Begriff „teleologische Gottesbeweise“ zusammengefasst werden. Diese Beweise gehen zurück auf den anglikanischen Pfarrer William Paley Sie unterscheiden sich grundsätzlich vom bekannten „fünften Weg“  Thomas von Aquins, obwohl sie bedauerlicherweise immer wieder mit diesem Gottesbeweis von Thomas in denselben Topf geworfen werden. Gemeinsam ist beiden Argumenten für die Existenz Gottes nur, dass sie von der alltäglichen Erfahrung ausgehen, dass viele lebendige Vorgänge in der Natur offensichtlich zielgerichtet sind.

Montag, 4. April 2016

Was werden Sie nach Ihrem Tod tun?



Unter gegenwärtigen thomistischen Philosophen gibt es eine Diskussion über die Frage nach dem metaphysischen Status des Menschen nach dem Tod. Leser, die ohnehin nicht an einem Leben nach dem Tod glauben und die philosophischen Argumente dafür nicht ernst nehmen, können an dieser Stelle aufhören zu lesen. Für die anderen, die sich für diese Debatte interessieren, an der einige der bekanntesten Thomisten der Gegenwart teilnehmen, geht es um die Frage, ob der Mensch selbst nach dem Tod weiter existiert oder nur ein Teil des Menschen, die Seele. In allen wichtigen Grundlagen stimmen in dieser Frage die Thomisten überein. So ist es unumstritten, dass die menschliche Seele die substanzielle Form des lebenden Menschen ist, dass diese Seele auch nach dem Tod weiterexistiert und das der Körper des Menschen nach der Auferstehung wiederhergestellt wird (was natürlich eine theologische Aussage ist, keine philosophische).

Mittwoch, 16. März 2016

Ontologische Gottesbeweise



Schon seit der Antike und bis in unsere Zeit sind sogenannte „ontologische Gottesbeweise“ immer wieder in der Diskussion. Obwohl die meisten Varianten schon seit langem widerlegt wurden, wird immer wieder versucht, diese pima facie sehr einleuchtenden Gottesbeweise neu zu beleben. Sogar der Mathematiker Kurt Gödel hat einen ontologischen Gottesbeweis mit Hilfe der modernen Logik vorgestellt. Ich möchte heute zunächst allgemein diesen Gottesbeweis vorstellen und dann eine moderne Variante desselben von Alvin Plantinga.

Freitag, 26. Februar 2016

Zielgerichtete Tätigkeiten. Der fünfte Weg



Wenn wir die Vorgänge in der belebten Natur betrachten, so sehen wir, dass hier Lebewesen tätig sind, die durch diese Tätigkeit bestimmte Wirkungen erzielen. Pflanzen produzieren Früchte die Samen enthalten, durch die sie sich vermehren. Sie ziehen Nährstoffe durch ihre Wurzeln aus dem Boden, durch die sie sich ernähren. Tiere jagen und bauen Höhlen oder Nester um sich vor Witterung zu schützen und ihren Nachwuchs aufzuziehen. Dabei ist ganz offensichtlich, dass diese Lebewesen, im Unterschied zu Menschen, diese Tätigkeiten nicht bewusst tun und die erzielten Wirkungen nicht in der bewussten Absicht der Lebewesen liegen, dass sie aber trotzdem oft erfolgreich tätig sind. Dies ist die empirische Ausgangslage des fünften Gottesbeweises, des sogenannten fünften Weges, bei Thomas von Aquin.

Donnerstag, 18. Februar 2016

Metaphysik-Kommentar: Erste deutsche Übersetzung



Der Verlag EDITIONES SCHOLASTICAE startet mit einem anspruchsvollen Übersetzungsprojekt: der ersten deutschen Übersetzung von Thomas von Aquins Kommentar zu Aristoteles Metaphysik. Die Übersetzung ist auf zehn Bände angelegt. Band 1 und 2 erscheinen noch in diesem Monat und enthalten die Übersetzung der ersten drei Bücher der Metaphysik. Drei weitere Bände sind noch für dieses Jahr geplant. Und das Ganze zu Preisen für Studierende.

Freitag, 12. Februar 2016

Buchempfehlung für Scholastiker



In unregelmäßigen Abständen stelle ich in meinem Blog philosophische Neuerscheinungen vor, die zugleich deutlich machen, dass sich die neuscholastische oder neothomistische Philosophie in der Gegenwartsphilosophie immer deutlicher bemerkbar macht, und vom Hauptstrom der Gegenwartsphilosophie nicht mehr ignoriert werden kann. Eine ausgezeichnete Arbeit zur Ethik bzw. Metaethik, die allerdings bereits 2012 erschienen ist, ist das Buch von David Alexander: Goodness, God, and Evil.

Freitag, 5. Februar 2016

Warum unterstützen Linksliberale den Islam?



Es überrascht mich immer wieder, warum Linksliberale, also Freunde, Mitglieder und begeisterte Wähler der im Bundestag vertretenen Parteien, mit oft massiven Aversionen gegen die katholische Kirche kämpfen und dies trotz der inzwischen oft sehr liberalen Auffassungen von Papst und Bischöfen und gleichzeitig kaum etwas gegen den Islam haben. Die derzeit massive islamische Einwanderung nach Europa und besonders nach Deutschland, regt kaum einen Linksliberalen auf; im Gegenteil lassen sich die meisten Personen, die sich besonders für die Einwanderer engagieren, dem linksliberalen Umfeld zuordnen. Da der Islam alle Prinzipien und Ideale des Liberalismus entschieden ablehnt, sind es vor allem Vertreter des linken Liberalismus, die die Mitglieder islamischer Gemeinschaften unterstützen. Dies ist doch offensichtlich ein Widerspruch.


Samstag, 23. Januar 2016

Thomistische Einführung zur Religionsphilosophie



Der Verlag EDITIONES SCHOLASTICAE hat in seinem gestrigen Newsletter einige wirklich interessante Neuerscheinungen angekündigt. Darunter befindet sich nicht nur die erste deutsche Übersetzung des Kommentars Thomas von Aquins zu Aristoteles Metaphysik  (dazu in einem späteren Blogbeitrag), sondern auch ein neuer Grundkurs Philosophie. Es handelt sich bereits um den fünften Band der Reihe Philosophie des gesunden Menschenverstandes, diesmal mit dem Thema „Die Existenz Gottes“.


Samstag, 16. Januar 2016

Das Eine, das Gute und das Wahre. Der „vierte Weg“



Der vierte Gottesbeweis Thomas von Aquins stellt an den modernen Menschen vermutlich die höchsten Anforderungen. Denn hier wird vorausgesetzt, dass es eine Hierarchie des Seienden gibt. Angesichts des heute allgemein verbreiteten Egalitarismus, also der Auffassung, dass alles gleich ist oder zumindest gleich sein sollte, ist die Vorstellung einer Über- und Unterordnung nicht ganz leicht zu vermitteln. Ich will es dennoch versuchen.

Dienstag, 5. Januar 2016

Traditionelle und moderne Logik. Teil 2



Im ersten Teil des Blogbeitrags über den Unterschied zwischen der traditionellen, aristotelischen Logik und der modernen mathematischen Logik habe ich versucht zu zeigen, dass sich beide Arten der Logik in verschiedenen Hinsichten unterscheiden. Beide Systeme der Logik beruhen auf unterschiedlichen Hintergrundannahmen, sie unterscheiden sich weiterhin durch die Struktur der Systeme und drittens hinsichtlich des Zwecks. Grundlegend ist bei allen drei Hinsichten die zugrundeliegende Metaphysik. In diesem zweiten Teil möchte ich die Unterschiede deutlicher herausarbeiten und zwar anhand der für die moderne Logik typischen Wahrheitstafeln


Sonntag, 3. Januar 2016

Traditionelle und moderne Logik



Worin bestehen die wesentlichen Unterschiede zwischen der traditionellen, d.h. aristotelischen Logik und der modernen Logik? Zu dieser Frage gibt es so gut wie keine Darstellungen. Es wird zwar von Vertretern beider Seiten betont, dass die Unterschiede sehr groß sind und man kann auch eine Liste von Unterschieden nennen, durch die sich beide "Arten" der Logik unterscheiden, aber worin der Unterschied im Wesentlichen besteht bleibt dabei offen. Im Folgenden möchte ich diesen wesentlichen Unterschied zumindest andeutungsweise herausarbeiten.